Heute haben Martin (StormhunterMartin) und ich einen sehr interessanten Vortrag über die Vorhersage von Tornados, Probleme dabei, die Schadensanalyse nach Tornados und die in-field Messmethoden gehört. Vortragender war Dr. Joshua Wurman, einer der renommiertesten Tornado- und Extremwetterforscher "original" aus der Tornado-Alley.
Er hat das "Center for Severe Weather Research" (CSWR) gegründet, sowie das Projekt "Doppler on Wheels", ein Projekt u.A. zur Messung Windgeschwindigkeiten in Tornados mit den effizienten Dopplerradars auf beweglichen Plattformen direkt vor Ort, und der Positionierung von Sonden in der Zugbahn der Twister. Als Vorteil hierbei nannte er uns gegenüber, dass er mit diesen DOW-Trucks beispielsweise eine um ein vielfaches höhere Auflösung der Radarbilder erzielen kann, weil sie eben sehr nahe, und da wirklich auch gefährlich nahe, dran sind. Einige von euch kennen ihn auch vielleicht aus der TV-Serie "Storm Chasers"... Aber genug zu ihm, nun noch kurz zu seinem Vortrag.
Themen- bzw. Punkte:
1.) Tornadovorhersage & deren Schwierigkeiten 2.) Tornadoentstehung & Theorien 3.) Schadensanalytik & deren Schwierigkeiten 4.) Weiters stellte er uns sein Projekt "DOW" vor.
1.) Hier nannte er als Problem vor allem die kurze Vorwarnzeit von derzeit 13 Minuten, was nicht gerade viel ist. Zwar ist die Technik bereits sehr weit fortgeschritten im Vergleich zu früher, aber dennoch unzureichend. Beispielsweise, dass man zwar vorhersagen kann, dass ein Tornado entstehen wird, aber weder wie stark, wie "groß" er sein wird, noch wie lang er dauern wird. Außerdem gibt es eine sehr hohe Rate von falschen Alarmen, da für jede stärker rotierende Superzelle eine Tornadowarnung herausgegeben wird, hier sprechen wir von einer Fehlerquote von 75%.
2.) An diesem eher kurzen Punkt angelangt, weil er aus Zeitgründen (LEIDER) nicht ins Detail gehen konnte, erwähnte er, dass es zwar verschiedene Theorien zur Tornadobildung (tornadogenesis) gibt, z.B. der Dynamic-Pipe-Effect, mit dem ich mich auch auseinandergesetzt habe, oder auch das "Umleiten" von Jetstreams in den RFD einer Superzelle etc., aber dies sind eben alles keine bombenfest gesicherten Theorien wie "1+1=2".
3.) Ein sehr interessanter Punkt im Vortrag, hier erklärte er z.B. anhand einer Luftaufnahme, warum auf der rechten Seite einer Tornadozugbahn viel stärkere Schäden auftreten als auf der Linken. Hat etwas damit zu tun, dass auf der rechten Seite zur Rotationsbewegung auch noch die Bewegung des Tornados als ganzem hinzukommt, möchte das jetzt nicht so detailliert ausführen, bin aber für Detailfragen jederzeit erreichbar bzw. werde ich mich dem vlt. mal extra widmen.
4.) DOW, "Doppler on Wheels" ist ein Projekt, das er ins Leben gerufen hat. Die Grundidee davon ist, mit Dopplerradars auf mobilen Plattformen (LKW's) durch den geringen Abstand zur Mesozyklone bzw. dem Tornado wertvolle Messergebnisse viel genauer aufzeichnen zu können, wie oben schon erwähnt. Das Projekt besteht aus zwei Teilen, eben diesen Radar-Trucks sowie einigen Autos, die, gelotst durch die Trucks unter seiner Führung, ein Netz aus Sonden in die Bahn eines Tornados positionieren.
Wir sind wirklich froh, dass wir dem Vortrag beiwohnen konnten, und habe dabei verdammt viel gelernt, ohne zu übertreiben.
Nach dem Vortrag gab es noch mit Vertretern der Uni und Dr. Wurman ein gemütliches Beisammensein inkl. Abendessen im kleinen Kreis, das, wie der ganze Vortrag, von unserem Kooperationspartner Ubimet GmbH gesponsert wurde. Eine einmalige Gelegenheit, bei der wir mit einem der renommiertesten Wetterforscher überhaupt locker freundschaftlich plaudern konnten. Vielen Dank!
Als wir uns verabschiedet haben, sagte Dr. Wurman zu mir: "So, I guess we'll meet again in Kansas-" - und ich kann euch versichern, er hat recht. ;)
2114 Grossrussbach im Weinviertel, 30km nördlich von Wien
Kleiner aber feiner Bericht Karli! Punkt 3 darfst du bei Gelegenheit gerne genauer erklären, würde mich interessieren. Ob jetzt rechts oder links die Schäden stärker sind wird allerdings von der Ausrichtung des Satellitenbildes und somit von der Zugrichtung des Tornados abhängen, oder?
Standort sofern nicht anders angegeben: 30km nördlich von Wien, Grossrussbach